Südzentrale, Wilhelmshaven
Besuch: 2009, Juni 2010 und März 2011
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Ich bin in Wilhelmshaven aufgewachsen. Daher liegt mir die Südzentrale in besonderer Weise am Herzen. Sie gehört für mich zu meiner Heimatstadt, ebenso wie die Kaiser-Wilhelm-Brücke oder der Südstrand. Bei jedem Besuch in Wilhelmshaven versuche ich "meiner" Südzentrale einen Besuch abzustatten. Ich erinnere mich noch an jene Zeit, als das Kraftwerk mit Leben gefüllt war und dort noch gearbeitet wurde....
Die Südzentrale, geplant von Fritz Riekert 1908, entstand ab 1909 auf einem Gelände, welches sich direkt an der Kaiser-Wilhelm-Brücke, in Wilhelmshaven befindet. Dieses Kraftwerk beinhaltete eine
Maschinenhalle, ein Kesselhaus, einen Bürotrakt, ein Schaltgebäude, einen Verschiebebahnhof, einen Schornstein und einen Kohlebunker. Da am Anfang des 20. Jahrhunderts durch Beginn der
Industrialisierung auf Wilhelmshavens Werft der Stromverbrauch ständig wuchs, plante man als Folge daraus ein Kraftwerk. Deutschlands erstes Kohlekraftwerk, die sogenannte Nordzentrale, reichte
bereits bei Bauende für die Stromversorgung nicht aus.
Das Gelände an der Kaiser-Wilhelm-Brücke nutzte man sodann für den Bau der Südzentrale. Hier gab es einen Eisenbahnanschluss, der die direkte Kohleversorgung sicherte. Ebenfalls konnte hier durch
das nahe Ufer die Kühlwasserversorgung gesichert werden. Trotz aller Zweckmäßigkeit achtete Riekert auf eine stilvolle Gestaltung seines Kraftwerkes. Die Maschinenhalle erhielt einen Giebel mit
fünf Fensterreihen in Art des Jugendstils. Die vielen Fenster erhielten als erste Farbgebung einen hellblauen Anstrich, so dass der graue Bau im Ganzen an Fabrikanmutung verlor. Die Südzentrale
passte sich in ihrem Äußeren in das damalige Stadtbild bestens ein und verschönerte das Panorama der Kaiser-Wilhelm-Brücke.
Der Bau des Kraftwerkes war von Anfang an für Expansion geplant. So wurde die Südzentrale bis in die 1920er Jahre hinein zweimal rückseitig erweitert. Mit der Leistung von über 11000 KW war es
das größte Kraftwerk seiner Zeit. Umbauten im Bereich der Frontfassade gab es bis zum heutigen Tag nicht. Nur der große Schornstein wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen. Allerdings befand
sich ein Kesselhausanbau zeitweilig direkt hinter dem eigentlichen Kesselhaus. Dieser wurde aber 1971 wieder entfernt.
Die Stadt Wilhelmshaven selbst konnte aufgrund der schlechten Konjunktur schon 1993 dieses Gebäude nicht vom Bund kaufen. Eine Reihe privater Investoren konnten diesem Gebäude leider keiner neuen Nutzung zuführen, da sie nie eine Genehmigung für ihre Pläne erhielten. So wurde die Südzentrale zu einem Spekulationsobjekt, das sich am Ende nicht mehr verkaufen ließ. Bis zum Jahre 1998 war allerdings die Betriebswohnung der Südzentrale im Bürotrakt noch von der Stadt Wilhelmshaven als Sozialwohnung vermietet. Die letzten Mieter zogen hier im November 1998 aus und hinterließen damit ein offenes, nicht abgesichertes Gebäude, das scheinbar dem Vandalismus freigegeben wurde.
Im Februar 2011 wurde das Gelände um das Gebäude der Südzentrale komplett gerodet. Der Abriß stand unmittelbar bevor. Durch die Gründung eines Vereins zum Erhalt der Südzentrale mit dem Motto: „Eine Zukunft für unsere Vergangenheit“ wurde dem bedeutenden Industriedenkmal wieder etwas Aufmerksamkeit geschenkt. Es scheint, als gäbe es einen Hoffnungsschimmer am Horizont...
Quelle: www.suedzentrale.de, www.luftschutzbunker-wilhelmshaven.de/suedzentrale.html